Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört

Vorträge und Diskussion auf dem Innovationsstandort :metabolon

"Das Vermögen der rund 1900 Milliardäre auf der Welt wächst jeden Tag um 2,5 Milliarden Dollar - das sind fast 1000 Milliarden Dollar pro Jahr. Gleichzeitig leben 1,5 Milliarden Menschen von weniger als 1,50 Dollar am Tag.“  Mit erschütternden Zahlen belegte Dr. Wolfgang Kessler in seinem Vortrag am 10. November auf :metabolon, wie unser bestehendes Wirtschaftssystem die Gesellschaft immer weiter spaltet in wenige unermesslich reiche Personen und Milliarden von Armen und Bedürftigen. Der „Runde Tisch für Frieden und Gerechtigkeit Lindlar“ hatte eingeladen zur Publikumsdiskussion, der Wirtschaftsjournalist Kessler und Monika Lichtinghagen-Wirths waren die Vortragenden im großen Saal des Energiekompetenz-Zentrums auf :metabolon, rund 50 Gäste waren gekommen.

Nach seiner schonungslosen Analyse der Lage stellte Kessler aber auch Alternativen zum Konzept des ewigen Wirtschaftswachstums vor, die in Deutschland und Europa bereits umgesetzt werden. Ein Beispiel ist die Schweiz, deren Co2-Steuer vier Mal so hoch ist wie in Deutschland. Das eingesammelte Geld erhalten aber allen Schweizer*innen als Bürger-Energiegeld wieder zurück. Arme Haushalte werden so nicht zusätzlich belastet, und durch den Anreiz zum Energiesparen sank der Co2-Ausstoß durch Heizungen in der Schweiz erheblich. Nur durch staatliche Lenkungsmaßnahmen, so Kessler, lässt sich die Wirtschaftsentwicklung in umwelt- und menschenverträgliche Bahnen lenken.

Wachsen und Schrumpfen gleichzeitig

Mit fünf weiteren Beispielen machte Kessler Hoffnung auf einen grundlegenden Wandel unseres Wirtschaftssystems und plädierte für ein neues Gleichgewicht von Wachsen und Schrumpfen: Wachsen müssen u.a. Investitionen in die Wasserstoffwirtschaft, in die Mobilität, in Gesundheitspflege und eine nachhaltige Landwirtschaft. Schrumpfen muss hingegen die Energie- und Ressourcenverschwendung und vor allem die globale Finanzindustrie als Motor weltweiter umwelt- und menschenfeindlicher Investitionen.    

Als Leiterin von :metabolon gab Frau Lichtinghagen-Wirths einen Überblick über das international renommierte Lehr- und Forschungszentrum, seine Entwicklung und Perspektiven. Da wichtige Rohstoffe wie Kupfer und Blei, aber auch Sand zum Bauen heute schon weltweit knapp geworden sind, müssen wir schnell zu einer Kreislaufwirtschaft kommen, so . In einer „zirkulären Wertschöpfung“ werden Produkte schon bei der Konzeption so gestaltet, dass ihre Bestandteile am Nutzungsende möglichst effizient wiederverwendet werden können. Die Forschungsgemeinschaft :metabolon arbeitet mit dem Projekt „Bergische Ressourcenschmiede“, aber auch mit vielen Kooperationen von TH Köln, dem Bergischen Abfallwirtschaftsverband und internationalen Partnern an der Aufbereitung von Reststoffen und ihrer Wiederverwendung.

Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften

In der anschließenden Publikumsdiskussion hatten die Besucher*innen Gelegenheit zu Fragen und Anmerkungen. Der Moderator Siegfried Charlier vom „Runden Tisch“ leitete am Ende der Diskussion über zu den Ansprechpartner*innen an sieben Stehtischen. In Einzelgesprächen konnte man dort Vertreter*innen von Firmen und Organisationen kennenlernen, die sich heute schon für eine nachhaltige Zukunft engagieren: die Gemeinwohl-Ökonomie war ebenso vertreten wie die Fairtrade-Bewegung, eine Energieberatung oder eine landwirtschaftliche Bio-Genossenschaft. Passend zum Thema gab es als Imbiss für die Gäste vegane Suppe und Bio-Vollkornbrötchen.