Schwalbe Reifenrecycling - Der große Kreis schließt sich gemeinsam mit der Forschungsgemeinschaft :metabolon
Als erstem Fahrradreifenhersteller weltweit ist es Schwalbe gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern gelungen, einen innovativen und ganzheitlichen Reifenrecyclingprozess zu entwickeln.
Es ist eine absolute Weltneuheit: Seit fast 50 Jahren entwickelt und produziert Schwalbe hochwertige Fahrradreifen, den passenden für jede:n Radfahrer:in. Das Thema Nachhaltigkeit steht seit dem ersten Reifen als eine der wichtigsten Eigenschaften und Werte bei Firmengründer Ralf Bohle ganz oben an – damals hieß es Langlebigkeit. Seitdem beschäftigen sich unterschiedlichste Schwalbe-Teams mit großer Energie damit, wie man gebrauchte Fahrradreifen wiederverwerten könnte.
Nach jahrzehntelanger Forschung sowie einem aufwendigen Pilotprojekt ist Schwalbe in enger Zusammenarbeit mit seinen Kooperationspartnern jetzt der große Durchbruch gelungen. Als erster Fahrradreifenhersteller weltweit hat Schwalbe gemeinsam mit dem Recyclingspezialisten Pyrum Innovations und der Technischen Hochschule (TH) Köln einen innovativen und ganzheitlichen Recyclingprozess entwickelt, um Gebrauchtreifen aller Marken wiederzuverwerten – ganz ohne Abfall. Das stellt einen Quantensprung in Sachen Umweltbewusstsein und ökologischer Verantwortung dar. Bislang wurden gebrauchte Fahrradreifen verbrannt, wobei die Rohstoffe verloren gehen und klimaschädliches CO2 ausgestoßen wird. Nun entstehen aus gebrauchten Reifen wieder Neue – der Prozess spart 80% CO2 ein. Der große Kreis schließt sich.
„Wie 1983 mit dem ersten Schwalbe Marathon sind wir mit dem Reifenrecycling am Anfang eines langen Weges und Pyrum sehr dankbar für ihre Vorreiterleistungen im Pyrolyseprozess“, sagt Schwalbes CEO Frank Bohle. „Als Familienunternehmen haben wir daran seit Jahrzehnten geglaubt, Durchhaltevermögen bewiesen und viel in das Projekt, Forschung und Personal investiert. Wir haben Großes vor und wollen als Pioniere mit unseren innovativen Recyclinglösungen HändlerInnen und Kunden mitnehmen.“
WIE FUNKTIONIERT DAS SCHWALBE REIFENRECYCLING?
PYRUM: VOM START-UP ZUM RECYCLING PYROLYSE PIONIER
Die Pyrolyseidee entstand unter Studenten in einer Gartenhütte. Gründer Pascal Klein entwickelte daraus ein Start-Up, das heute an der Börse notiert und Pionier im Pyrolyseprozess ist. Pyrum führt derzeit die einzige Reifen-Pyrolyseanlage weltweit, die das ganze Jahr produziert.
„Während die Altersgenossen die Nächte durchfeierten, schraubten die Studenten verstopfte Leitungen auseinander, wechselten Heizelemente aus oder drehten an einer der vielen Stellschrauben, die an so einer Industrieanlage zu justieren sind – bis alles ineinandergriff. Während seine Freunde ihr Wissen als Ingenieure und Chemiker einbrachten, war es Kleins Beharrlichkeit, die zum Gelingen des Projekts beitrug.“ Spiegel Online, 26.06.2022
SO FUNKTIONIERT DIE PYROLYSE
- Vorab: Zerkleinerung: Gebrauchte Reifen werden in vier Stufen geschreddert und getrennt Resultate: Gummigranulat, Textilfaser und Stahl
- Pyrolyse: Gummigranulat kommt in den Pyrolyse-Backofen bei 700° unter Sauerstoffausschluss
Resultate:
- Gas: versorgt die gesamte Pyrolyseanlage mit Strom (läuft komplett autark)
- Öl: geht zu BASF und wird beispielsweise in Textilfasern genutzt
- Pyrolysekoks: Weiterverarbeitung zu RCB (recovered Carbon Black) und Wiedereinsatz in neuen Schwalbe Produkten
Schwalbe
Die Ralf Bohle GmbH ist mit ihrer Marke Schwalbe Europas Marktführer für Fahrradreifen und -schläuche. Schwalbe setzt bis heute Maßstäbe u.a. mit seinen „unplattbaren“ Marathonreifen, seinen G-One-Gravelreifen und seinen MTB-Reifen Racing Ralph, Magic Mary oder Nobby Nic. Das Familienunternehmen beschäftigt in Reichshof in Nordrhein-Westfalen 187 Mitarbeiter:innen, weitere 61 sind in fünf Tochterunternehmen in Europa und Nordamerika angestellt. Der Aufbau des Projekts wurde komplett von Schwalbe-Mitarbeitern bewerkstelligt.
Pyrum – Die Prozess-Pioniere
Gegründet 2008, wurde 2015 die erste Industrieanlage fertiggestellt und erste Testläufe begannen. Heute hat das Familienunternehmen rund 70 Mitarbeiter und ist mit seinen Pyrolyseverfahren weltweit führend.
TH Köln – Reifenrecycling-Forschung
Gegründet 1971, einer der fünf Standorte ist der Campus Gummersbach, zu dem das Lehr- und Forschungszentrum :metabolon in Lindlar gehört. Dort werden auf einer ehemaligen Hausmülldeponie Konzepte für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft entwickelt. Das Projekt Reifenrecycling und die Arbeit von Prof. Dr. Danka Katrakova-Krüger wurden bereits mit dem Transferpreis der TH Köln ausgezeichnet
Emons – Die Logistikexperten
Das Familienunternehmen wurde 1928 gegründet. Emons bietet mit 3.420 Beschäftigten in 100 Standorten in 16 Ländern Transporte (Straße, Schiene, Luft, See), Verzollung und Logistik. Die Spezalität: Maßgeschneiderte Logistiklösungen („Europalette kann jeder“).
Fachhandel Deutschland
Bislang nehmen bereits rund 500 Händler am Schwalbe Reifenrecyclingprojekt teil, das im ersten Schritt ausschließlich in Deutschland verfügbar ist.
„Als Geschäftsmann finde ich es super, dass Schwalbe als Erster dieses wichtige Thema Reifenreycling mit dem Fachhandel richtig angeht. Endlich werden die Reifen nicht mehr verbrannt.“ (Schwalbe Recycling Fachhändler)
Der Schwalbe Recycling Forschungspartner – TH Köln
Forschung für Nachhaltige Qualität und Sicherheit
„Recycling nicht um jeden Preis – erst wenn die Qualität der recycelten Materialien dem notwendigen Niveau entsprechen, mit dem wir wieder Schwalbe-Qualität produzieren können, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Deshalb forschen wir so intensiv mit dem Team der TH Köln und Sebastian Bogdahn“, erzählt Holger Jahn, Schwalbes COO. „Das für die Reifenproduktion wichtige vCB soll in der Zukunft komplett durch rCB ersetzt werden.“
Recycelte Materialien sind nicht immer von gleicher Qualität wie ihre Ursprungsmaterialien. Dies ist für den Erfolg des Projektes, neue Fahrradreifen aus gebrauchten herzustellen, jedoch ein Muss. Daran wird sehr hart gearbeitet und geforscht. Der Reifen am Fahrrad ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und der einzige Kontakt zwischen Fahrer:in und Untergrund. Gerade bei den deutlich höheren Belastungsansprüchen an Fahrradreifen heute muss die Schwalbe-Qualität und Performance die gleiche sein.
Prof. Dr. Malek und das Team um Sebastian Bogdan wirken dabei proaktiv an der Entwicklung des Fahrradreifen-Recyclingprozesses mit, um mittels Pyrolyse das hochwertige rCB aus dem Gummigranulat gebrauchter Reifen zu erzeugen. Prof. Dr. Katrakova-Krüger erforscht in Ihren Materialstudien, ob und wie man mit dem rCB in der passenden Gummimischung wieder hochwertige Fahrradreifen produzieren kann. Für Ihre Forschungsarbeiten hat sie bereits den Transferpreis der TH Köln für das Forschungsprojekt zum Fahrradreifen-Recyclingprojekt erhalten. Die Zusammenarbeit mit Pyrum und all ihren bisherigen Erfahrungen im Bereich Pyrolyse sind dabei ein wichtiger Punkt für die nächsten Entwicklungsschritte.
Die Schwalbe Recycling-Geschichte – Von der Idee zum Recycling
------1993------------------------2015------------------------2022
Gummimatten Schlauchrecycling Reifenrecycling
1993
- Fahrradreifen wurden zu Gummimatten für Fachhandel downgecycelt
- Technisch war zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr möglich
- Erster Ansatz, gebrauchte Fahrradreifen nicht zu verbrennen, sondern wiederzuverwerten
2015
- Start Schlauchrecyclingprogramm
- Hung-A Produktionsleiter Jong Soo Kim tüftelte und entwickelte den Devulkanisierungsprozess, um recycelte Schläuche wiederzuverwerten
- Bis heute: Fünf Länder, 2500 Händler, ca. 7 Millionen recycelte Schläuche
- Ergebnis: 80% Energieeinsparung, in jedem Schwalbe-Standardschlauch 20% Recyclinganteil
2022
- Start Schwalbe Reifenrecycling in Deutschland
- 400 Fachhändler erhalten eine eigenes entwickelte Reifenrecyclingbox
- Strategische Recycling Prozess- und Forschungspartner: Pyrum Innovations, Emons, TH Köln
- Recyclingprozess spart 80% CO2 ein.