Nachhaltige Zukunft erfordert Veränderung
KIO - Netzwerkveranstaltung befasste sich mit »Zirkulärer Kreislaufwirtschaft und Ecodesign« auf :metabolon
Premiere auf :metabolon: Die Kunststoff Initiative Oberberg KIO e.V. lud die Mitglieder des Vereins zum beliebten Veranstaltungsformat „Spätschicht“ erstmals in hybrider Form ein.
So konnten neben 25 Besuchern unter Anwendung von 3G vor Ort sowie zahlreiche Teilnehmer via Livestream über YouTube der Veranstaltung folgen, bei der sich alles um Nachhaltigkeit und das Führen von Stoffen im Kreislauf drehte. Und natürlich hatte man bewusst die ehemalige Deponie des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes als Location für diese Thematik gewählt.
Nach einer Begrüßung durch Frau Professor Dr. Lake, die bei KIO das Ressort Wertstoff Kunststoff leitet, erläuterte die Geschäftsführerin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes, Monika Lichtinghagen-Wirths den Standort :metabolon und das Prinzip der zirkulären Kreislaufwirtschaft. Natürlich durfte dabei ein konkreter Ausblick auf die Situation bei Kunststoffen nicht fehlen.
Der Standort :metabolon ist einzigartig und DAS Aushängeschild für die Region. So hat sich die ehemalige Mülldeponie zum Lern, Lehr- und Forschungsort entwickelt, der gemeinsam vom Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) und der TH Köln betrieben wird und auf dem sich alles um die Zirkuläre Wertschöpfung dreht. Symbolisch für die Kooperation wurde das Thema auch gemeinsam von Frau Lichtinghagen-Wirths und Frau Professor Lake präsentiert. Sie berichteten über das Forschungskonzept und die neu geplanten Aktivitäten der TH Köln, wie die Etablierung eines Forschungsclusters zum Thema Zirkuläre Wertschöpfung. Wichtig ist, dass die ganzheitliche Betrachtung im Fokus steht und neben der Technik auch gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Aspekte sowie der legislative Rahmen mit betrachtet werden.
Danach stellte Herr Michael Schmitz vom KIO-Mitgliedsunternehmen Jokey Holding GmbH & Co. KG deren Initiative „Grau ist das neue Grün“ vor. Ziel des Verpackungsherstellers ist es, den Einsatz von Sekundär-rohstoffen weiter zu stärken. Das einzig bestehende Problem sei die Farbe, da das Recycling-Material eben nicht in farbenfrohem Gewand daherkomme, sondern grau ist. Jokey fertigt bereits seit den 90er-Jahren Verpackungen aus sogenannten Sekundärrohstoffen und ist stets bestrebt den Kunststoffanteil an den Verpackungen durch geschicktes Design und neue Fertigungstechnologien zu verringern. Dennoch fehle es nach wie vor an einer breiten Akzeptanz der graufarbigen Verpackungen am Markt. Dies gilt es zu ändern. Aber das Thema Nachhaltigkeit lässt sich bei Jokey nicht auf die Verpackung reduzieren, Jokey „lebt“ das Thema Nachhaltigkeit und ist hierzu eine Kooperation mit dem WWF eingegangen.
Mit seinem Vortrag „Design für Recycling“ erläuterte Frank Barlog von der BARLOG Plastics GmbH die Wichtigkeit, sich bereits bei der Neuentwicklung von Produkten mit deren Recyclingfähigkeit auseinanderzusetzen. Während die Öffentlichkeit besonders auf kurzlebige Kunststoffprodukte und Verpackungen aus Kunststoff schaue, die nach kurzer Gebrauchsdauer im Müll landen, nehme Barlog Plastics die Herausforderungen nachhaltiger Produktentwicklung im Kontext von Technischen und Hochleistungskunststoffen auf und erarbeitet für ihre Kunden maßgeschneiderte Lösungen, erklärte Barlog.
Die Langlebigkeit der Produkte und die damit verbundene Alterung und Veränderung des Kunststoffes durch die funktionelle Belastung und den Umwelteinfluss (UV sei hier als Stichwort genannt) hat einen enormen Einfluss auf die Qualität des Kunststoffes und mache die Nutzung von Sekundärwerkstoffen besonders schwierig. Insbesondere der Trend möglichst viele Materialien und Funktionen in einem Prozessschritt zu kombinieren und damit unzertrennlich zu verheiraten führt automatisch dazu, dass die Produkte nur energetisch recycelt werden können, d.h. in der Verbrennung landen. Technische Kunststoffkomponenten und Baugruppen so auszulegen, dass erfolgreiches Recycling überhaupt möglich ist. Das beginnt bei der Auswahl geeigneter Werkstoffe und der Ermittlung von Eigenschaftsänderungen durch Recyclingprozesse über die Simulation von Materialeigenschaften innerhalb einer recyclingbedingten Bandbreite bis hin zur Wahl des richtigen Montage- und Demontage-Konzepts unter Berücksichtigung von Reparaturfreundlichkeit. Hier muss man sich wieder, fügte Frank Barlog hinzu, auf die alten Werte besinnen und sich als Kunde überlegen, ob alle technisch realisierbaren Features, die ein Produkt komplexer und unfreundlicher für Reparatur und Recycling machen, wirklich gebraucht werden.
Last but not least spielt auch die Erarbeitung von Kreislauf-Konzepten gemeinsam mit den Endkunden eine wichtige Rolle – denn im Gegensatz zu Verpackungen gibt es bei komplexen Endprodukten, wie Elektrohaushaltsgeräten, derzeit noch viel zu wenig Erfolgsbeispiele für gelungenes End-of-Life-Recycling, im Idealfall im echten Kreislauf.
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion ging Frau Professor Lake nochmals mit den Vortragenden auf die Themen des Abends ein. Konsens war, dass der Werkstoff Kunststoff nach wie vor Zukunft hat. Kunststoffe sind extrem leistungsfähig und erlauben die Realisierung der Funktionalität im Vergleich zu anderen Materialien, wie bspw. Papier und Glas mit wenig Materialeinsatz – das kommt laut Michael Schmitz auch der Verpackung zugute. Wichtig ist der bedachte Umgang mit Kunststoff und den Einsatz sowie den Lebenszyklus zu hinterfragen. Nicht jede Verpackung ist sinnvoll. Und auf Basis des heutigen Entwicklungsstandes komplett auf nachwachsende Rohstoffe bei der Erzeugung von Kunststoffen umzusteigen, ist als Quintessenz der Diskussionsrunde ebenfalls nicht zielführend. Es gibt in Forschung und Entwicklung auf jeden Fall noch sehr viel zu tun und auch die Gesellschaft muss sich ändern. Das fängt bei der Akzeptanz „grauer Verpackung“ an und muss sich auch im Portemonnaie wiederspiegeln. Der Spruch „gute Qualität hat Ihren Preis“ kommt nicht von ungefähr….
Ein gelungener Abend mit vielen Informationen bei dem auch das Netzwerken nicht zu kurz kam. Die Teilnehmer sind schon auf die nächste Spätschicht gespannt!
Informationen zu Kunststoff Initiative Oberberg KIO e.V.