Studienreise einer ukrainischen Delegation zum Fachaustausch auf :metabolon
Ausrichtung des künftigen Abfallmanagements und der Kreislaufwirtschaft für die Zeit des Wiederaufbaus.
Der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) und der Innovationsstandort :metabolon sind seit September 2023 mit der Region Poltawa in der Ostukraine eine Betreiberpartnerschaft im Bereich der kommunalen Kreislaufwirtschaft eingegangen. Die Aktivitäten werden von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert. So war es möglich, dass die Partnerinnen und Partner aus der Ukraine für eine Woche auf :metabolon zu Gast waren. Im Rahmen der Studienreise zeigten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BAV, AVEA, RELOGA, REVEA, Refer und Lobbe, wie Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft in Deutschland funktioniert und diskutierten mit der ukrainischen Delegation, welche Aspekte sich für die Zeit des Wiederaufbaus umsetzen lassen.
Landrat Jochen Hagt und Monika Lichtinghagen-Wirths, Geschäftsführerin BAV, stellten die Wirtschaftsförderung im Oberbergischen Kreis und die Arbeit des BAV als Zweckverband des öffentlichen Rechts vor. Besonders die tagtägliche Organisation der Abfallsammlung, Abfallbehandlung und Wertstoffrückgewinnung sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden thematisiert. Die Gäste informierten sich auch über die kommunalen Strukturen der Abfallwirtschaft, Gebührenstrukturen und Abfallberatung für Bürgerinnen und Bürger.
Im Verlauf der Woche wurden auch mehrere Abfallsortieranlagen und Abfallbehandlungsanlagen besichtigt. In der kombinierten Vergärungs- und Kompostierungsanlage der AVEA hat sich die Delegation über die Umwandlung von Bioabfällen zu Bergischem Kompost und die Rückgewinnung von Strom und Wärme zur Versorgung des Standortes informiert. Die getrennte Sammlung von Bioabfällen ist in der Ukraine noch nicht verbreitet und bietet zukünftig eine große Chance zur Reduzierung der zu deponierenden Abfallmengen, bedarf aber eines umfassenden Expertenaustausch und Technologietransfers.
Im Bereich des Restabfalls zeigten AVEA und Refer, wie die nicht-recyclebare Fraktion der Siedlungsabfälle im Müllheizkraftwerk in Leverkusen zur Versorgung der Stadt mit Wärme und Strom verwertet wird und wie dann am Standort :metabolon aus den Verbrennungsaschen die Eisenmetalle und Nichteisenmetalle, wie Aluminium, Kupfer, Messing und verschiedene Edelmetalle zurückgewonnen werden.
Bei der Firma Lobbe erhielt die Delegation einen Einblick in die Verwertung von Leichtverpackungsmaterialien aus dem Dualen System. Erste Ansätze zur Sammlung und zum Recycling von Wertstoffen sind in der Ukraine bereits umgesetzt und sollen über die Betreiberpartnerschaft weiter ausgebaut werden. Hierfür ist es entscheidend ein gutes Materialflussmanagement mit Abfallservice, Wertstoffhöfen und Containerdienst sowie einer papierlosen Logistik aufzubauen. Darüber informierten die Kollegen von RELOGA und REVEA und veranschaulichten die Theorie mit dem Besuch des Wertstoffhofs auf der Deponie Leppe.
Die beste Technologie nützt aber nichts, wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht ausgiebig informiert und zur richtigen getrennten Sammlung angeregt werden. Dies übernimmt beim BAV ein engagiertes Team von Abfallberaterinnen und Abfallberatern, die der Delegation ihre Kommunikationsarbeit vorgestellt haben, sodass ähnliche Formate auch künftig in der Ukraine umgesetzt werden können.
Für die Partnerinnen und Partner aus der Region Poltawa bot dieser Erfahrungsaustausch wichtige Einblicke für die zukünftige Ausrichtung der Ukraine zur Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft. Die Studienreise zeigte der Delegation aber auch, dass die Ukraine nicht alleine mit Ihren Sorgen und Nöten dasteht und dass über die Betreiberpartnerschaft die Annäherung an die EU mit Unterstützung der deutschen Partner gelingen kann.
Die Delegation reist zurück in eine ungewisse Zukunft, doch trotz Krieg und Zerstörung beweisen die Partnerinnen und Partner aus der Region Poltawa einen großherzigen Willen zum Aufbau einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Bei diesem Vorhaben wird der BAV mit seinen Tochterunternehmen die Region Poltawa weiter gemeinsam mit der GIZ unterstützen.